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Stadtgeschichte(n) Teil 28: „Leise rieselt der Schnee“
… lautet das Thema der diesjährigen Weihnachtsausstellung im Musik- und Wintersportmuseum Klingenthal. Derzeit kann das „leise“ durchaus wörtlich genommen werden, denn Corona bedingt mussten Sachsens Museen und damit auch das Klingenthaler bis einschließlich 9. Januar 2022 schließen. Also warten hunderte Schneekugeln, Eiskristalle und Schneeflöckchen vorerst vergeblich darauf bewundert zu werden.
Dabei hat die Ausstellung in diesem Jahr auch ein ganz besonderes Objekt mit Ortsbezug zu bieten: Es ist ein Ausschnitt aus dem Wandbild, welches einst Oswald Kurt Hoyer in der ehemaligen Aschberg-Apotheke mit 16 Metern Länge und einem Meter Höhe hinterließ. Oswald Kurt Hoyer malte das Panorama von Sachsenberg - Georgenthal etwa 1940, jeder der vier Zimmerwände widmete er je eine Teilansicht des damals noch eigenständigen Ortes Sachsenberg-Georgenthal, jede Wand symbolisiert eine der vier Jahreszeiten.
Oswald Kurt Hoyer, Jahrgang 1895, legte am 20. August 1913 die Gesellenprüfung als Maler- und Anstreicher ab. Danach folgte die Einberufung zum Militär, als Soldat wurde Hoyer verschüttet und in Folge zum sogenannten „Kriegszitterer“. Es dauerte mehr als zwei Jahre, bis sich die Symptome legten, die notwendigen Fähigkeiten für seinen Beruf musste sich Hoyer wieder erarbeiten. Das tat er offensichtlich mit Erfolg, denn 1919 begann er eine Ausbildung zum Kunstmaler und Malermeister, welche er 1920 abschloss. 1924 heiratete er und wurde Vater zweier Kinder. Lebensfreude und kindlichen Humor hatte Oswald Kurt Hoyer wiedererlangt, denn bis heute sind im Fundus des Museums auch Postkarten erhalten, welche Oswald Kurt Hoyers „Privatzoo“ zeigen. Es waren Tierfiguren, gestaltet aus Eis und Schnee, welche wohl nicht nur Kinderherzen höher schlagen ließen.
Nebenberuflich malte Hoyer Landschaftsbilder auf Leinwand, eines hängt bis heute in der Jugendherberge auf dem Aschberg. Das Wandbild der Aschberg-Apotheke wäre beinahe in Vergessenheit geraten, wenn nicht das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen das Bild geschützt hätte. Das Gebäude in der Auerbacher Straße 244, einst zur Fabrik F.A. Böhm gehörig, sollte abgerissen werden, die Denkmalbehörde versagte die Genehmigung, solange das Wandbild nicht abgenommen war. 2015, nach erneuten Beratungen mit verschiedenen Experten und Restauratoren wurde das Wandbild gesichert. Restaurator Martin Fliedner aus Pöhl nahm die Farbschicht in einem aufwändigen Verfahren von den Wänden ab und restauriert derzeit alle Teile.
Die wohl letzten Pinselstriche am Wandbild vollzog Oswald Kurt Hoyer zu fortgeschrittener Zeit des 2. Weltkrieges: In Stil und Farbe abweichend nähern sich den friedlichen Landschaften schwarze Propellerflugzeuge, die das Unheil des Krieges bis nach Klingenthal brachten. Auch Oswald Kurt Hoyer überlebte nicht, 1944 erneut eingezogen, galt er seit 1945 als vermisst und wurde 1949 für tot erklärt. Seine Malkunst ist geblieben. Diese soll in wenigen Jahren in der Ausstellung im Weisbachschen Haus Plauen, dem zukünftigen Deutschen Forum für Textil und Spitze gezeigt werden, denn darin wird Sachsenberg-Georgenthal die Darstellung der Heimarbeiterindustrie zu Teil. Doch erst einmal ist der winterliche Anblick der „Neuen Welt“ im Musik- und Wintersportmuseum zu besichtigen – sobald Museen in Sachsen wieder öffnen dürfen. (XB)
Aus kaltem Eis und Schnee, aber herzerwärmend niedlich waren Oswald Kurt Hoyers Figuren, welche er wohl auch für seine eigenen Kinder (Jahrgänge 1926 und 1936) und die der Nachbarschaft gestaltete.
URL: | |
Titel: | Folge 28 |
Druckdatum: | 04.12.2024 |